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"Killerkeime“ im Krankenhaus? Was steckt dahinter?

"Killerkeime“ im Krankenhaus? Was steckt dahinter?

Vortrag von Prof. Dr. med. Michael Torzewski am 14. Februar 2014

Pro. Dr. Michael Torzewski im Lions Club Vulkaneifel

Müllenborn, 14. Febr. 2014: Das Thema Krankenhaushygiene bewegt die Öffentlichkeit und ist in den Medien regelmäßig ein bisweilen reißerisch aufgemachtes Thema.

Killerkeime im Krankenhaus sind ein weltweites Problem. Allein in Deutschland erkranken rund eine Million Patienten jedes Jahr an Infektionen. Gegen die oft multiresistenten Erreger gibt es immer häufiger kein Mittel mehr. Daher ist die Todesrate hoch. Schätzungen gehen davon aus, dass 15.000, vielleicht sogar bis zu 30.000 Patienten an diesen Infektionen pro Jahr sterben.

In Kliniken kommen viele Menschen zusammen, jeder Patient und Besucher bringt Erreger mit. Gerät ein solcher Erreger in eine Wunde, kann er gefährlich werden. Genauso, wenn Keime durch Krankenschwestern oder Ärzte von einem Patienten zum nächsten getragen werden. Ein Grund für zunehmende Resistenzen wird in der industriellen Tierhaltung gesehen, in der riesige Mengen Antibiotika flächendeckend eingesetzt werden. Über 1.700 Tonnen pro Jahr sind es allein in Deutschland. Es verwundert daher auch nicht, dass bei Geflügelfleischproben um die 40% der Proben mit Antibiotika belastet waren.In der Folge bilden sich in den Tierställen gefährliche Keime.

Vor allem zwei Erreger finden sich immer häufiger auf Lebensmitteln: sogenannte MRSA und ESBL-bildende Keime. Um welche Art von Erregern es sind handelt, welche Risiken sie bergen und welche Maßnahmen gegen ihre Verbreitung getroffen werden können, referierte Lionsfreund Prof. Dr. med. Michael Torzewski im Lions Club Vulkaneifel.

Prof. Dr. med. Michael Torzewski ist ausgewiesener Spezialist auf diesem Gebiet. Er ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin, für Neuropathologie und für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Klinischer Chemiker, als Chefarzt am Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart und als Professor an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz tätig.

Er brachte das Thema „Böse Keime, Keine Medikamente, Kein Entkommen“ oder „ Bad Bugs, No Drugs, No ESK(C)APE“ den Zuhörern näher. Das als Überschrift für die einzelnen Abschnitte des Vortrags dienende „ ESK(C)APE“ wurde Buchstabe für Buchstabe erläutert.

Enterokokken als Vancomycin – Resistente Keime ( VRE )
Auf der Resistenz-Skala in Europa nimmt Deutschland mit Griechenland und Portugal bei diesen Keimen einen Mittelplatz ein, alle Nachbarländer zeigen geringere Resistenzwerte, Spitzenreiter ist die Republik Irland. Herzklappenentzündungen, Sepsis, Harnweginfektionen etc. können diese Keime hervorrufen, dessen Hauptreservoir der menschliche Darmtrakt darstellt.

Staphylococcus Aureus ein Methicillin – resistenter Keim ist unter dem Kürzel MRSA bekannt.

Er trat in den 1960er Jahren zuerst in England auf und ist in Europa, ausgenommen in Skandinavien, weit verbreitet mit Schwerpunkt in Südeuropa und der Türkei, Spitzenreiter ist hier Portugal. Präventiven Hygienemaßnahmen kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie reichen vom Hände-Waschen und Flächen-Reinigen, Desinfizieren bis zum Screening der Patienten vor Aufnahme in eine Klinik, wie dies in den Niederlanden erfolgt.

Klebsiella pneumoniae
als Verursacher von Sepsis und Lungenentzündung. Er wird mit alten, fast schon in Vergessenheit geratenen Antibiotika bekämpft.

Clostridium difficile
ein unauffälliger Darmbewohner, der bei Antibiotika-Behandlung jedoch zu lebensbedrohlichem Durchfall führen kann.

Acinetobacter baumannii
ist ein mehrfach resistenter Keim, der zu Infektionen der Lunge, der Harnwege u.a. sowie zu Sepsis führen kann. Er wird besonders auf Intensivstationen gefürchtet.

P seudomonas aeruginosa
ist die Ursache verschiedener Infektionen von der Hautoberfläche über die Lunge bis hin zur Hornhaut im Auge. Hier helfen „Alte Antibiotika“ und Sanierungen z.B. von Wasserleitungs-systemen.

E nterobakterien ( Escheria coli, Salmonellen)
verursachen Infektionen des Magen- Darm-Traktes, der Harnwege u.a.. Sie sind die häufigsten Erreger bei Krankenhausinfektionen. Ursache der zunehmenden Resistenz der bakteriellen Keime ist vor allem die Ausschaltung der körpereigenen Flora.

allgemeine Hinweise

Antibiotika sollten nur und genau nach ärztlicher Verordnung genommen werden. Von jeglicher Eigentherapie ist abzusehen.

Über 80% der Atemweginfektionen sind viral bedingt und eine Antibiotikatherapie ist hier wirkungslos.

Die Verbreitung der resistenten Keime erfolgt auch durch Fernreisen und Migration. In Entwicklungsländern werden Antibiotika häufig ohne entsprechende ärztliche Betreuung eingesetzt.

Gesetzgeber, Regierungen, Wissenschaft und Ärzte nehmen sich des Themas zunehmend an. (z. B. durch Änderung des Infektionsschutzgesetzes, Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention, hauptamtliche Krankenhaushygieniker für Krankenhäuser ab 400 Betten, Einführung einer Zusatzweiterbildung Medizinhygiene, MRE (multiresistente Erreger)-Netzwerke



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